AusPrinzip hinschauen

Kunst und Künstler*innen

Die Ausstellung bietet sowohl einen faktischen Blick, als auch einen künstlerischen Zugang zum Thema Schwangerschaftsabbruch mit ganz unterschiedlicher Themen- und Schwerpunktsetzung. Wir freuen uns sehr, dass die folgenden Künstler*innen ein Teil der Ausstellung sind und bedanken uns für ihre Beiträge.

Gabriella Alvarez-Hummel
Utopische Pressemitteilung
2025

Diese Pressemitteilung, angelehnt an die tatsächlichen Pressemitteilungen aus dem Liechtensteiner Fürstenhaus, ist nicht echt. Sie ist ein Wunsch, eine Utopie. Es ist die Pressemitteilung, welche die Autorin selbst gerne lesen würde. Abtreibungen sind in Liechtenstein bis heute verboten. Der eingeschobene Erfahrungsbericht ist die wahre Geschichte einer Liechtensteinerin, welche einige der Hürden beschreibt, welchen man ausgesetzt ist, wenn man aus Liechtenstein kommt und abtreiben möchte.

Gabriella Alvarez-Hummel (*1990) ist freie Journalistin und Autorin. Die Tochter argentinischer Eltern ist in Liechtenstein geboren und aufgewachsen. Seit sie 2020 in Buenos Aires die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs miterlebte, beschäftigt sie sich intensiv mit dem Thema, in Liechtenstein und darüber hinaus. Sie lebt und arbeitet in Zürich und Buenos Aires.

Maria Bergstötter
Gebärpflicht ist Enteignung des Körpers
Tusche auf Aquarellpapier
2025

My Body - My Life - My Decision
Tusche auf Aquarellpapier
2025

Die Zeichnungen von Maria Bergstötter sind in Tusche gezeichnet und laviert. Sexualität und Mutterschaft unter patriarchalen Bedingungen sind Themen, mit denen sich die bildende Künstlerin und Autorin seit Jahren auseinandersetzt. 2020 begann sie sich in das Thema Schwangerschaftsabbruch zu vertiefen, motiviert durch das rigorose Abtreibungsverbot der damaligen polnischen Regierung. Daraus entstanden Essays, aus denen Maria Bergstötter im Rahmen der Ausstellung lesen wird. Worte daraus sind in den Zeichnungen der Künstlerin integriert. Die Appelle für weibliche Freiheit und Autonomie sind in ihrer persönlichen Handschrift gehalten und fügen sich damit in die Zeichnungen ein, ohne diese plakativ wirken zu lassen.

Lesung am 22. Juni um 18 Uhr: Der gesellschaftliche Umgang mit ungewollter Schwangerschaft. Die Künstlerin und Autorin Maria Bergstötter liest aus ihren Essays.

*1961 in Braunau am Inn, lebt und arbeitet in Wien
Studium: Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien, Mode und Medienkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien
Zahlreiche Ausstellungen und -beteiligungen im In- und Ausland
Redaktionelle und literarische Arbeit, Forschung zu feministischen Fragen

Claudia Lorenz und Katrin Seifried
BIRDSHIT OVER §96
2025
Augmented Reality

Das Projekt thematisiert die österreichische Gesetzes- und Datenlage in Bezug auf die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen. In analogen und digitalen Formaten ist eine Auseinandersetzung und Sichtbarmachung von Barrieren (fehlende Angebote, hohe Kosten, lange Anfahrtswege, Stigma) Kern dieses Projekts. 

Schwangerschaft und deren Abbruch sind ein Teil der Lebensrealität von FLINTA Personen und müssen dementsprechend zugänglich, sicher und normalisiert werden. Unter dem Arbeitstitel “Birdshit over §96 - Can we please normalize this shit happens” soll dem Bedürfnis nach Enttabuisierung, mit bissi Witz, vermittelt werden. Mit den aufgenommenen Informationen soll aufgezeigt werden, wo politischer wie gesellschaftlicher Handlungsbedarf sichtbar wird. Den Rest verraten die Vögel. 

Claudia Lorenz und Katrin Seifried studieren Multimedia an der Graphischen in Wien. Seit 2024 beschäftigen sie sich gemeinsam mit Projekten, die Digitalität und Gesellschaft verbinden.  Ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist, gesellschaftliche Themen nicht nur abzubilden, sondern in ihrer Vielschichtigkeit erfahrbar zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema, das durch die künstlerische Auseinandersetzung und mediale Mittel nicht überformt, sondern sichtbar und verhandelbar gemacht werden soll.

Hannah Kerschner
halbieren und verschlingen (Papaya 1)
2025
Öl und Acryl auf Leinwand

wir werden meisterinnen (Papaya 2)
2025
Öl und Acryl auf Leinwand

Die Malerei „halbieren und verschlingen (Papaya 1)“ stellt eine reife, halbierte Papaya dar, die eine starke räumliche Präsenz aufweist. Die Papaya hat dabei eine sinnliche, genitale Assoziation, sie kann (aber muss nicht!) als Vulva gelesen werden. Kerschner möchte mit dieser Arbeit einen spielerisch-lustvollen Umgang mit Sexualität etablieren.

Bei der Malerei „wir werden meisterinnen (Papaya 2)“ möchte Kerschner auf die medizinischen, rechtlichen und sozialen Aspekte eines Schwangerschaftsabbruches aufmerksam machen: Unreife Papayas werden im Rahmen von Papaya-Workshops verwendet, um gynäkologische Eingriffe wie den Schwangerschaftsabbruch zu üben. Die Papaya wird dabei als kostengünstiges Modell eines Uterus herangezogen.

Hannah Kerschner (*2002) ist bildende Künstlerin, sie lebt und arbeitet in Wien und studiert bildende Kunst in der Klasse für Malerei und Animationsfilm an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Kerschner zieht Inspiration aus kulturellen und gesellschaftspolitischen Phänomenen, die sich auf das Leben und die Identität von Individuen auswirken. Sie nimmt eine queere und feministische Perspektive ein.

Laila Gerbode
Ich habe abgetrieben I-IV
Acryl auf Pappe
2022

Die Arbeit ist eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch und Mutterschaft. Kinder und Mütter sind präsent und sichtbar um uns herum. Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben, sind hingegen unsichtbar auf den Straßen und oft auch in den Köpfen der Menschen. Aber wir sind da und wir sind viele.

Beide Themen stehen im scheinbaren Kontrast miteinander und sind dennoch untrennbar miteinander verbunden. Es geht um gesellschaftliche Erwartungen an das „Frau-sein“ und das „Mutter-sein“ und unseren Umgang damit – welcher ein ständiges Spannungsfeld aus widersetzen und entsprechen ist. Das Werk ist ein Ausdruck dieses kontrastreichen Verhältnisses.

Laila Gerbode ist 27 Jahre alt und hat Kunstpädagogik in Gießen und Leipzig studiert. Sie ist Teil des Roten Ateliers, ein Zusammenhang aus sozialistischen Künstler*innen, das sich mit politischer Kunst beschäftigt, um zu zeigen, dass Kunst so viel mehr kann als teuer verkauft zu werden – sie kann bewusstmachen, aufzeigen und sie kann sich widersetzen.

instagram: @allerlai_la

Sophie Frank
Trad Wife
2025
Mohair Seide + Bambus Strick

Das Werk besteht aus einem einfädig gestrickten Dirndl aus weißem Mohair – ein Material, das durch seine Zartheit, Weichheit und Transparenz Assoziationen von Reinheit und Fragilität weckt. Als österreichisches Trachtensymbol steht das Dirndl für traditionelle Weiblichkeitsbilder und gesellschaftliche Normen. Die Schürze besteht aus schwarzen Händen, die als Symbol für Kontrolle und Eingriff in die körperliche Selbstbestimmung gelesen werden können. Ergänzt wird das Ensemble durch ein Bonnet, das mit einer Hand den Mund bedeckt – ein Hinweis auf das auferlegte Schweigen. Das Werk verweist auf die Debatte rund um Schwangerschaftsabbrüche in Österreich und stellt Fragen nach Autonomie und gesellschaftlicher Verantwortung.

Sophie Frank ist Strickerin, alleinerziehende Mutter und Organisatorin von Strickevents. Stricken ist für sie Ausgleich und mentale Stütze – aber auch politisches Werkzeug. Sie möchte das verstaubte Image des Strickens hinter sich lassen und es als zeitgemäße, aktivistische Ausdrucksform sichtbar machen. Tradition trifft Haltung, Ruhe trifft Widerstand.

Jasmin Lausmann
12 Wochen Autonomie?
2024
Mixed Media Keramik und Wollgarn

12 Wochen Autonomie? ist eine keramische Mixed-Media-Arbeit, die sich mit den Einschränkungen der sogenannten Fristenlösung beschäftigt. Sie zeigt auf, wie gebärfähigen Körpern immer noch Barrieren und Hürden in den Weg gestellt werden und Entscheidungsmacht über den eigenen Körper entrissen, auf wenige Wochen zeitlich begrenzt wird.

Die Arbeit erzählt von einem distanzierten anonymen Ort- der Gesetzgebung, der Macht, des Systems-, der über andere Körper und Leben entscheidet, über Zahlen, Quoten, Fristen und Paragraphen diskutiert und die Körper unsichtbar macht. Den Körpern die Bürde der Erwartungen auferlegt und selbst zur Statistik macht, durch Abstraktion entmenschlicht, verwaltet und auf ihre Funktion reduziert.

12 Wochen Autonomie? fragt, wie Freiheit aussehen könnte, wenn sie nicht befristet, sondern bedingungslos wäre. Und wem eine solche Freiheit immer noch verwehrt wird.

Jasmin Lausmann ist eine Künstlerin aus Deutschland und studiert Künstlerisches Lehramt der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Sie beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit feministischen und gesellschaftspolitischen Themen, die sie durch die Medien, Malerei und Keramik in eine eigene Ausdrucksweise übersetzt. Farbe, Material und Körperlichkeit werden dabei zu den Mitteln, um solche Fragen zu verhandeln.

peu à peu
Erfahrungsberichte
2025

Das Kollektiv peu à peu besteht aus zwölf FLINTA*-Personen, die eigene Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen gemacht haben. Im gemeinsamen Wunsch nach Sichtbarkeit, Austausch und Selbstbestimmung entstand eine Sammlung aus Texten, Audios und künstlerischen Arbeiten. Die Beiträge bearbeiten Schwangerschaftsabbrüche auf gestalterische, performative und dokumentarische Weise. Peu à peu bezieht durch den öffentlichen Zugang von individuellen Erfahrungen eine politische Perspektive.

instagram / peu.a.peu.abortions

Fatemeh Alvandi
Letter to O.
2024

Fatemeh Alvandi, born in 1985, is a write based in Tehran, Iran. With a background of journalism, screenwriting and short fiction, she has come to embrace the letter form as the most honest and grounded way to write. For her, English has become a safer language for documenting the lived experience of an Iranian woman.

Rita Dauvois und Olivia Pohl 
tomorrow i‘ll start boxing hundred percent / sign languages for abortion
Videoinstallation, Kurzfilm  
2024

In dieser Videoinstallation zeigen die beiden Künstlerinnen wiederholt die Gebärde für das Wort „Schwangerschaftsabbruch“ in drei verschiedenen Sprachen. Das Video thematisiert die Sichtbarkeit von Abbrüchen und macht die Körperlichkeit und Intimität der Erfahrung greifbar.

Rita Dauvois, born 1990, lives and works in Tbilisi, Georgia.

Olivia Pohl, geboren 1995, lebt und studiert Textildesign in Halle Saale, Deutschland. Als Künstlerin arbeitet sie oft an der Schnittstelle von persönlicher Erfahrung und gesellschaftlicher Auseinandersetzung.

instagram / rita.x3x / oliviaminelli 

femplak_salzburg
Lesekreis am 21. Juni um 15 Uhr:
Queere* Perspektiven zu Schwangerschaftsabbrüchen – Lesekreis, Austausch, Zine

femplak_salzburg setzt sich kollektiv mit queer*feministischen Themen auseinander, möchte patriarchale Ungerechtigkeit und Brutalität intersektional auf den Wänden der Stadt ausstellen. Wir haben einen künstlerischen, medizinischen und aktivistischen Hintergrund und neben Queer*feminismus beschäftigt uns Klimagerechtigkeit und eine antikapitalistische und anarchistische Haltung.

Larisa Ficulle Santini
Abtreibung aus einer historischen Perspektive
2025

Dr. Larisa Ficulle Santini ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Abteilung für Byzanzforschung, Institut für Mittelalterforschung). Sie ist die Leiterin des FWF-Projekts “Fertility Control in Byzantium: Women’s Reproductive Agency in the Eastern Roman Empire (330–1204 CE)”

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